Der Kanton stellt für Graubünden fünf Klimakarten online bereit. Sie unterstützen die Gemeinden und Planungsbüros bei der räumlichen Klimaanalyse und dienen als Planungsgrundlage für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung.
Der Klimawandel stellt die Siedlungsentwicklung vor neue Herausforderungen. Die grösste Aufgabe ist der richtige Umgang mit Hitze. Die Stadt Chur und der Kanton Graubünden haben deshalb das Klima für den Kanton räumlich differenziert analysieren lassen. Daraus sind fünf Klimakarten entstanden, die der Kanton vorerst im PDF-Format bereitstellt. Längerfristig ist geplant, sie ins Geoportal des Kantons einzubinden.
Wozu dienen Klimakarten?
Die Klimakarten geben Auskunft über die heutige klimatische Situation im Hochsommer: Wo ist der Hitzestress im Siedlungsraum am grössten? Wo befinden sich nächtliche Wärmeinseln? Woher kommen Kaltluftströme, die für Abkühlung sorgen?
Zudem dienen die Klimakarten als Planungsgrundlage für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung. Bei Bauvorhaben oder anderen geplanten Projekten lässt sich daraus der konkrete Handlungsbedarf ableiten. Dabei ist es wichtig, kühlende Luftströme nicht zu beeinträchtigen und Massnahmen für zukünftige Entwicklungen vorzusehen.
Welche Methodik wurde verwendet?
Für die Klimaanalyse modellierten Fachleute der Firma Meteotest auf der Basis vorhandener Daten (z. B. Relief, Nutzungsform etc.) verschiedene klimarelevante Parameter. Als Modellierungssoftware diente PALM-4U. Die Modelle wurden jeweils für einen repräsentativen Hitzetag (Tageshöchsttemperatur ≥ 30 °C) errechnet.
Welche Regionen sind abgebildet?
Aufgrund von Höhenlage und Bevölkerungsverteilung sind folgende Gebiete besonders von Hitze betroffen: die Stadt Chur, das Rheintal zwischen Landquart, Ilanz und Thusis sowie der untere Bereich des Prättigaus. Entsprechend wurden auch nur für die genannten Regionen Klimakarten erstellt.
Welche Klimakarten gibt es?
Klimaanalysekarte Tag: Physiologisch Äquivalente Temperatur
Was ist in der Karte dargestellt?
Die Klimaanalysekarte der Tagsituation zeigt die Hitzebelastung auf den menschlichen Körper. Als Hitzeindex dient die Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET), die auf verschiedenen Parametern wie Windgeschwindigkeit, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit oder Sonneneinstrahlung beruht. An einem Hitzetag mit geringen Windgeschwindigkeiten beeinflussen neben der Lufttemperatur vor allem die direkte Sonneneinstrahlung und die Wärmeabstrahlung der Oberflächen das menschliche Wohlbefinden.
Was lässt sich aus der Karte ableiten?
Die Karte zeigt, welche Gebiete für den menschlichen Körper besonders wärmebelastend sind. Die grössten Unterschiede bestehen zwischen beschatteten (meist bewaldeten) Flächen und offenen Freiflächen. Die bewaldeten Gebiete weisen bis rund 1000 m ü. M. eine mässige Wärmebelastung auf. Im Vergleich dazu lässt sich auf landwirtschaftlichen Freiflächen im Talboden grossflächig eine starke Wärmebelastung erkennen. Eine extreme Wärmebelastung ist mit Ausnahme von südwestorientierten Hanglagen insbesondere im Siedlungsraum zu finden. Grossflächige Gebiete ohne oder mit geringer Wärmebelastung beschränken sich auf Regionen oberhalb von 1000 m ü. M. und/oder topographisch stark abgeschattete Taleinschnitte.
Download (PDF) der Karten
- s. unter Dokumente
- Die restlichen Karten können auf Anfrage bei klimawandel@gr.ch bestellt werden.
Klimaanalysekarte Nacht: Kaltluftvolumenstromdichte mit Strömungsfeld
Was ist in der Karte dargestellt?
Die Klimaanalysekarte der Nachtsituation zeigt das nächtliche Strömungsfeld in m/s 10 m über Boden und die lokale Kaltluftvolumenstromdichte in m³/ms.
Was lässt sich aus der Karte ableiten?
Anhand des Strömungsfelds kann man erkennen, wie stark und wohin die Kaltluft strömt und wie die Windsysteme zusammenhängen. Daraus lässt sich z. B. ableiten, aus welchen Grünflächen ein Siedlungsgebiet potenziell mit Kaltluft versorgt wird. Grundsätzlich folgen die Kaltluftströmungen dem Gefälle, wobei in einem gebirgigen Standort Hangabwinde sowie talabwärts gerichtete Strömungen dominieren. Treffen die Hangabwinde auf den Talboden, schwenken sie in den meisten Fällen in den talabwärts gerichteten Wind ein und strömen nur selten seitlich über den Talboden hinweg.
Download (PDF) der Karten
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- Die restlichen Karten können auf Anfrage bei klimawandel@gr.ch bestellt werden.
Klimaanalysekarte Nacht: Kaltluftvolumenstromdichte und nächtliche Überhitzung
Was ist in der Karte dargestellt?
Die Karte kombiniert die Kaltluftstromdichten (vgl. Klimaanalysekarte Nacht: Kaltluftvolumenstromdichte mit Strömungsfeld) und Kaltluftleitbahnen mit dem nächtlichen Wärmeinseleffekt in der Siedlung, dargestellt als Temperaturabweichungen (in °C) zu Grünflächen in gleicher Höhe in der Umgebung (bis 5 km).
Was lässt sich aus der Karte ableiten?
Die Karte hilft bei der Identifizierung von Gebieten, in denen der Wärmeinseleffekt stark ausgeprägt ist, und beim Erkennen der wichtigsten Kaltluftströme, die in der Nacht für Abkühlung sorgen.
Download (PDF) der Karten
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- Die restlichen Karten können auf Anfrage bei klimawandel@gr.ch bestellt werden.
Planhinweiskarte Tag
Was ist in der Karte dargestellt?
Die Planhinweiskarte Tag bewertet die Tagsituation (14 Uhr) im Siedlungsgebiet aus Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner. Dargestellt sind die Belastungssituation auf den menschlichen Organismus (bioklimatische Situation) und die Aufenthaltsqualität in Grün-/Freiflächen. Beiden Parametern liegt die Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET, vgl. Klimaanalysekarte Tag: Physiologisch Äquivalente Temperatur) zugrunde. Die Belastungssituation wird anhand von fünf Bewertungsklassen abgebildet, die direkt auf der PET basieren. Grünflächen werden danach beurteilt, inwieweit sie sich aufgrund der vorhandenen bioklimatischen Bedingungen als Ausgleichsräume für die hitzebelasteten Siedlungsräume eignen. Dabei wird die Gehdistanz zu Siedlungsflächen mit besonders ungünstiger bioklimatischer Situation berücksichtigt.
Was lässt sich aus der Karte ableiten?
Mithilfe der Planhinweiskarte Tag lässt sich einschätzen, wo die bioklimatische Belastung für die Bewohnerinnen und Bewohner tagsüber besonders hoch ist. Solche Standorte sind beispielsweise für sensible Einrichtungen (z. B. Altersheime, Kindergärten) weniger geeignet, sofern die Hitzebelastung nicht durch geeignete Massnahmen reduziert wird. Die Karte kann zudem helfen, Grün- und Freiflächen zu identifizieren, die aufgrund ihres angenehmen Klimas eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen und daher als Erholungsräume planerisch gesichert werden sollten.
Download (PDF) der Karten
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- Die restlichen Karten können auf Anfrage bei klimawandel@gr.ch bestellt werden.
Planhinweiskarte Nacht
Was ist in der Karte dargestellt?
Die Planhinweiskarte Nacht bewertet die Nachtsituation (4 Uhr) im Siedlungsgebiet aus Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner. Sie beruht auf den beiden nächtlichen Klimaanalysekarten (vgl. Klimaanalysekarte Nacht: Kaltluftvolumenstromdichte mit Strömungsfeld und Klimaanalysekarte Nacht: Kaltluftvolumenstromdichte und nächtliche Überhitzung). Dargestellt sind die bioklimatische Situation aufgrund des nächtlichen Wärmeinseleffekts und die bioklimatische Bedeutung von Grün-/Freiflächen. Die Bewertung des Wärmeinseleffekts basiert auf der nächtlichen Überwärmung. Grünflächen werden aufgrund der Kaltluftprozesse sowie der Nähe zum Siedlungsgebiet beurteilt.
Was lässt sich aus der Karte ableiten?
Die Karte ermöglicht einzuschätzen, wo die nächtliche Überwärmung (Wärmeinseleffekt) für den Menschen besonders ungünstig ist und welche bioklimatische Bedeutung die Grün- und Freiflächen haben. Daraus lässt sich ableiten, ob Massnahmen zur Verbesserung der thermischen Situation nötig sind, zum Beispiel den Erhalt von Freiflächen oder eine Erhöhung des Vegetationsanteils.
Download (PDF) der Karte nach Region
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- Die restlichen Karten können auf Anfrage bei klimawandel@gr.ch bestellt werden.
Wie wende ich die Karten an?
Die Lesehilfe unterstützt Gemeinden und Planungsbüros dabei, die Klimakarten besser zu verstehen und für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung richtig anzuwenden.