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Aussenansicht Sinergia-Gebäude
Mit den aufbereiteten Abbruchmaterialien aus dem ehemaligen «Steinbockgebäude» hat man einen neuen hochwertigen Baustoff produziert, der für den Neubau des Verwaltungszentrums gezielt eingesetzt wurde. Foto: Ingo Rasp, Chur

In der Wiederverwertung von Baumaterialien steckt ein riesiges Umweltpotenzial: Rohstoffe werden gespart, wertvoller Deponieraum wird geschont, und es gelangen weniger Treibhausgase in die Atmosphäre. Der Kanton sensibilisiert die Baubranche, um den Übergang in die Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen.

Die Baubranche steht vor grossen Herausforderungen: Einerseits werden die benötigten Rohstoffe und Deponieräume knapp und somit teuer. Andererseits sind etliche Baumaterialien klimaschädlich, allen voran der Zement. Rund 8 % der globalen Treibhausgasemissionen werden durch die Zementherstellung verursacht.

Ein Lösungsansatz für diese Probleme bietet die Kreislaufwirtschaft. Bei Abbrüchen und Umbauten fällt Bauschutt an, der eigentlich wiederverwendet werden kann. So liesse sich von den 60 Millionen Tonnen an Material, das die Schweiz jährlich verbaut, mehr als ein Viertel aus recycliertem Bauschutt gewinnen (jährlich 17 Mio.).

Ressourcen schonen und Klima schützen

Das Umweltpotenzial dieser Wiederverwendung ist riesig. Dank der rezyklierten Materialien benötigt die Bauwirtschaft weniger Rohstoffe wie Kies, Sand oder Kalk. Gleichzeitig werden auch wertvoller Deponieraum geschont, grosse Eingriffe in die Landschaft vermieden und das Klima mehr geschützt. So verbessert sich beispielsweise beim Asphalt die Klimabilanz mit zunehmendem Recyclinganteil, weil hier auch das Bindemittel – fossiles Bitumen – rezykliert wird. Wie klimawirksam es ist, wenn die bestehende Gebäudestruktur erhalten bleibt und mit gebrauchten Bauteilen ergänzt wird, zeigt das Beispiel einer ehemaligen Schreinerei in Winterthur: bei Umnutzung und Aufstockung der sogenannten Halle 118 liessen sich – im Vergleich zu einem herkömmlichen Neubau – rund 60 % der grauen Treibhausgasemissionen einsparen. Als "graue" Emissionen bezeichnet man Treibhausgasemissionen, die z. B. bei der Herstellung von Produkten ausserhalb der Landesgrenze entstehen.

Kanton treibt Kreislaufwirtschaft voran

Auch der Kanton Graubünden geht mit Taten voran. So wurden im Verwaltungszentrum Sinergia Decken und Wände aus Recyclingbeton erstellt. Der Recyclingbeton wurde hierbei aus den Rückbaumaterialien des in die Jahre gekommenen Steinbockgebäudes in Chur gewonnen. Ausserdem haben das Amt für Natur und Umwelt, das Hoch- und das Tiefbauamt sowie der Verband der Beton- und Kiesindustrie eine Broschüre herausgegeben, um die Baubranche gemeinsam mit der Wirtschaft für die Kreislaufwirtschaft zu sensibilisieren. Die Broschüre zeigt auf, wo sich rezyklierte Baustoffe wie Asphalt, Beton, Kies oder Sand im Hochbau, Tief- und Strassenbau einsetzen lassen. Zudem war die Kreislaufwirtschaft zentrales Thema an der Baufachtagung 2022, die am 14. April stattfand. Die grosse Zahl der weit über 200 Teilnehmenden zeigt, dass die Baubranche die anstehenden Herausforderungen der Ressourcenverknappung und des Klimawandels aktiv angehen möchte.