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Schematische Darstellung Kreislaufwirtschaft
Schematische Darstellung der Kreislaufwirtschaft. Quelle: Bundesamt für Umwelt

Das Klimaforum ist eine jährlich stattfindende Fachtagung der Bündner kantonalen Verwaltung. Rund 50 Mitarbeitende verschiedener Dienststellen und Departemente diskutieren jeweils aktuelle Herausforderungen und nachhaltige Lösungen zum Umgang mit dem Klimawandel. Im Fokus stand 2023 die Kreislaufwirtschaft.

Bau und Betrieb von Gebäuden und Infrastrukturanlagen belasten die Umwelt. Gemäss cbcharta sind sie verantwortlich für rund 50 % des Rohstoffbedarfs, einen Drittel der CO2-Emissionen und über 80 % des Abfallaufkommens in der Schweiz. 

Das neunte Klimaforum (KLIFO) der kantonalen Verwaltung in Chur stand deshalb ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft – ein effizientes Mittel, um die Umwelt bei immer knapper werdenden Ressourcen zu schonen und die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels zu mindern.

Umweltschonende Materialien bevorzugen

In der Tiefbautätigkeit des Kantons Graubünden fallen 69 % der CO2-Emissionen auf die verwendeten Baumaterialien (v.a. Bewehrungsstahl und Beton). Dies geht aus der umfassenden Ökobilanz der Umweltwirkungen von Bau und Betrieb hervor, die das Tiefbauamt (TBA) am KLIFO vorstellte. Entsprechend wichtig ist die Suche nach umweltschonenderen Alternativen.

Materialien wiederverwenden und Abfälle rezyklieren 

Gemäss dem Amt für Natur und Umwelt (ANU) werden im Kanton Graubünden mineralische Bauabfälle, also Ausbauasphalt, Strassenaufbruch, Beton- und Mischabbruch, bereits zu 97 % verwertet. So wurde zum Beispiel bei der Sanierung der Galerie am Lukmanierpass der Strassenbelag mit rezykliertem Ausbauasphalt realisiert. Das TBA arbeitet an verschiedenen Forschungsprojekten, um den Recyclinganteil im Bündner Strassenbau weiter zu erhöhen.

Kreislaufwirtschaft bereits bei der Vergabe berücksichtigen

Dass sich das Prinzip der Kreislaufwirtschaft bisher nur zögerlich durchgesetzt hat, liegt auch am Regulierungsumfeld. Erst seit das neue Beschaffungsrecht am 1. Oktober 2022 in Kraft getreten ist, werden bei der Vergabe von Bauprojekten Ressourceneffizienz, Kreislauffähigkeit, niedriger Energieverbrauch und der Einsatz erneuerbarer Energien berücksichtigt.

Fokus auf ressourcenschonendes Bauen

Das Amt für Natur und Umwelt hat für den Kanton Graubünden erstmals ein KAR-Modell (KAR: Kies, Aushub- und Rückbaumaterial) entwickeln lassen, mit dem sämtliche relevanten Baumaterialflüsse beschrieben werden können. Die Auswertung des Modells zeigt u.a., dass trotz einer hohen Recyclingquote von 97 % bei den oben genannten mineralischen Bauabfällen nur etwa ein Viertel des Baustoffbedarfs durch Recyclingbaustoffe gedeckt wird. Daher muss der Fokus hier einerseits auf ressourcenschonendes Bauen, und andererseits auf die Steigerung der Verwertungsquote beim Aushubmaterial gelegt werden.

NEST – ein Musterbeispiel für kreislauffähige Gebäude

NEST ist ein Forschungs- und Innovationsgebäude der beiden Forschungsinstitute Empa und Eawag. Hier zeigt sich beispielhaft und praxisnah, wie ein Gebäude kreislauffähig gebaut und betrieben werden kann. Alle benötigten Ressourcen werden – wo möglich – vollständig wiederverwendet, -verwertet oder kompostiert. Wie neue Materialien, Technologien und Produkte sowie Energie- und Nutzungskonzepte im NEST getestet und weiterentwickelt werden, zeigte NEST-Geschäftsführer Reto Largo im Hauptreferat des KLIFO’23.

Klimastrategie und AGD

Verschiedene Dienststellen stellten ausserdem ihre klimarelevanten Projekte vor, die sie im Rahmen der Klimastrategie und des Aktionsplans Green Deal entwickeln. So berücksichtigt das ANU in der Biodiversitätsstrategie auch die Risiken des Klimawandels. Das Amt für Wald und Naturgefahren zielt daraufhin, durch eine angepasste Waldbewirtschaftung die verschiedenen Waldleistungen auch in einem veränderten Klima sicherzustellen. Das Amt für Energie und Verkehr bearbeitet die anhaltend hohe Nachfrage nach Fördergeldern für energetische Sanierungen und Heizungsersatz, und das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation führt das Projekt Klimaneutrale Landwirtschaft weiter.

Nicht zuletzt hat das ANU in Zusammenarbeit mit den Dienststellen das Bündner Klimafondsgesetz ausgearbeitet, das die Regierung am 9. Januar 2024 zur öffentlichen Vernehmlassung freigegeben hat. Die Vernehmlassung läuft bis zum 10. April 2024.