Wie der Wald speichert auch der Boden Kohlenstoff – und kann so zum Klimaschutz beitragen. Durch die intensive Landwirtschaft und die Entwässerung von Moorflächen nimmt der Kohlenstoffgehalt der Böden schweizweit ab. Dem möchte der Bundesrat entgegenwirken. Er hat Ende März 2023 einen Bericht zur Bedeutung der Schweizer Böden als Kohlenstoffspeicher verabschiedet.
Im Boden ist mehr Kohlenstoff gespeichert als in der Atmosphäre und in der Vegetation zusammen. Entsprechend ist der Boden eine wichtige Drehscheibe im Kohlenstoffkreislauf. Die Bodenlebewesen zerlegen abgestorbene Pflanzen oder Tiere einerseits in mineralische Bestandteile (Kalzium, Magnesium, Eisen etc.), andererseits in Humus. Da Humus mehrheitlich aus Kohlenstoff besteht und teilweise Jahrtausende im Boden verbleibt, ist der Boden – ähnlich wie der Wald – ein grosser Kohlenstoffspeicher.
Der Boden speichert aber nicht nur Kohlenstoff, er stösst ihn auch aus: Bei der Zersetzung der abgestorbenen Lebewesen entstehen neben Mineralstoffen und Humus die Gase Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4), die aus dem Boden in die Atmosphäre entweichen. Verlässt nun insgesamt weniger Kohlenstoff den Boden als ihm zugeführt wird, trägt dies zum Schutz des Klimas bei.
Defizit an Kohlenstoff im Boden ausgleichen
Unsere Böden enthalten weniger Kohlenstoff als möglich wäre. Intensiver Ackerbau, der Einsatz von Kunstdüngern und die Entwässerung von Moorflächen haben dazu geführt, dass schweizweit nur noch halb so viel Kohlenstoff im Boden gespeichert ist wie vor rund 300 Jahren. Gemäss einer Studie von Agroscope verliert der Boden bei gleichbleibender Bewirtschaftung weiter an Kohlenstoff. Das schadet nicht nur dem Klima, sondern auch der Bodenfruchtbarkeit.
Der Bundesrat möchte das Potenzial der Böden im Klimaschutz fördern. Er hat am 29. März 2023 einen Bericht zur Bedeutung der Schweizer Böden als Kohlenstoffspeicher verabschiedet. Darin nennt er zwei Handlungsfelder: den Verlust von Kohlenstoff in kohlenstoffreichen Böden wie Mooren verhindern und den Gehalt an Humus in landwirtschaftlich genutzten mineralischen Böden erhalten und erhöhen. Zudem ist eine Revision der Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) geplant, um die Erhaltung der organischen Substanz gesetzlich zu verankern.
Massnahmen zur Förderung des Kohlenstoffgehalts
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Kohlenstoffgehalt im Boden zu fördern. In ehemaligen Mooren hilft zum Beispiel eine Wiedervernässung durch Anheben des Grundwasserspiegels, dass der Kohlenstoff im Boden verbleibt.
In landwirtschaftlich genutzten Böden können eine reduzierte Bodenbearbeitung, organische Düngung (einschliesslich Gründüngungen), eine möglichst weite Fruchtfolge mit hohem Anteil an Kunstwiese oder die Umwandlung von Ackerland in Dauergrünland den Kohlenstoffgehalt steigern. Der Kohlenstoffanteil liesse sich auch durch eine Zugabe von Pflanzenkohle erhöhen. Diese irreversible Massnahme soll jedoch nicht gefördert werden, solang ihre positiven und negativen Auswirkungen auf den Boden nicht bewertet sind.
In Graubünden prüfen fünf Betriebe im Rahmen des Projektes Klimaneutrale Landwirtschaft den Humusaufbau in landwirtschaftlich genutzten Böden. In einigen Jahren wird sich zeigen, welche Massnahme den Kohlenstoff am effektivsten im Boden hält und damit hilft, das Klima zu schützen.